Artikel für angehende Tierbesitzer
... was man berücksichtigen muss & wie man das richtige Tier für sich findet…
Die Anschaffung eines Haustiers bedeutet unabhängig von der gewählten Tierart immer, dass man Verantwortung für ein Lebewesen übernimmt. Es obliegt dem Tierbesitzer für ein langes & glückliches Leben seines Tieres zu sorgen.
Insbesondere die Anschaffung von Vögeln (Papageien, Sittiche, Finken, …), Reptilien (Schildkröten, Schlangen, Echsen, …) & Kleinsäugern (Meerschweinchen, Kaninchen, Chinchilla, Frettchen, …) stellt – trotz der kleinen Größe der Tiere – hohe Ansprüche an den zukünftigen Halter. Bevor ein solches Tier ins Haus kommt, müssen Fragen rund um die Unterbringung und Fütterung des Tieres, sowie sein zu erwartendes normales Verhalten geklärt werden.
Es gilt so u.a. zu bedenken, dass unsere klassischen Begleittiere (Hund & Katze) gut an ein Leben in gemäßigten Zonen angepasst sind und zu den Beutegreifern zählen. Demgegenüber stammen insbesondere Reptilien, aber auch manche Vögel und Kleinsäuger aus wärmeren Klimaten und gelten zudem in der Freien Natur als Beute.
Überlegen wir uns nun im Folgenden, welche Faktoren es bei der Anschaffung von Vögeln, Reptilien & Kleinsäugern in jedem Fall zu beachten gilt:
Die angemessene Versorgung jedes Tieres erfordert ausreichende finanzielle Mittel.
Neben den einmaligen Kosten für die Anschaffung und Behausung (Käfig, Terrarium) des Tieres fallen auch laufende Kosten (lebenslang) für Futter, Einstreu und seine medizinische Versorgung an.
F: Habe ich genug Geld zur Verfügung um die Anschaffungskosten & laufenden Kosten für die Versorgung des Tieres zu begleichen?
F: Ist mir bewusst, dass ich mich bei vielen Arten nicht für die Anschaffung eines Tieres, sondern die eines Paares bzw. einer Gruppe entscheide?
Nach der Anschaffung eines Tieres ist Ihr Haushalt um ein Familienmitglied mit eigenen Bedürfnissen reicher.
Alle Tiere müssen regelmässig gefüttert und alle Behausungen regelmäßig gereinigt werden.
Daneben sind Heimtiere wie Meerschweinchen, Kaninchen, Wellensittiche & Papageien hoch sozial – ein morgendliches „Hallo“ und abendliches „Gute Nacht“ allein deckt ihren Bedarf an Sozialkontakt nicht.
F: Bin ich gewillt ausreichend Zeit zu investieren um einen vernünftigen hygienischen Standard zu gewährleisten und so die Gesundheit meines Tieres zu erhalten?
F: Bin ich gewillt dauerhaft ausreichend Zeit mit meinem Tier zu verbringen um seinen sozialen Bedürfnissen gerecht zu
werden?
F: Lassen mir mein Beruf, die Familie sowie meine anderen Hobbys genügend Zeit für die angemessene Beschäftigung mit meinem Tier?
Tiere müssen in ihrer ständigen Behausung Platz zum Rennen & Spielen und Schlafen finden. Auch muss es Verstecke & Rückzugsmöglichkeiten geben.
In der geltenden Tierhaltungsverordnung sind Mindestmaß für Käfige, Volieren & Terrarien von Meerschweinchen, Wellensittichen, Papageien, Schildkröten, Bartagamen & Co. rechtlich verankert.
F: Ist mir bewusst wie viel Platz ich für eine angemessene Unterbringungen des Tieres/ der Tiere benötige?
F: Kann ich den geltenden rechtlichen Rahmenbedingungen überhaupt gerecht werden?
F: Wie finde ich den richtigen Standort für Käfig, Voliere & Terrarium?
F: Wie viel Lärm macht diese Tierart für gewöhnlich? Könnten sich Nachbarn beschweren?
F: Wie herausfordernd ist der Umgang mit dieser Tierart – wer kümmert sich um die Tiere wenn ich im Urlaub bin?
F: Wie gut kommt die Tierart mit (kleineren) Kindern klar? Was muss ich beachten, wenn Tiere für Kinder angeschafft werden sollen?
F: Wird sich das neue Tier mit bereits vorhandenen arrangieren? Wird jedes Tier seine Rückzugsmöglichkeit haben? Was werden Sie tun, wenn die Zusammenführung der Tiere scheitert?
Während Reptilien kaum Geräusche von sich geben, singen, pfeifen, plappern & schreien Papageien wie auch Sittiche gerne, laut & viel.
Nymphensittiche und Kakadus sprechen traditionell 2x täglich mit Down Under (ohne Telefon!), Amazonen trällern Opern (mit 120 Dezibel!) und selbst bei kleinen Meinungsverschiedenheit zwischen Ihnen und Ihrem Ara wissen auch die Nachbarn ganz am Ende der Straße Bescheid.
Kurzum: nicht alle Lautäußerungen Ihrer Vögelchen werden von der Nachbarschaft als herzig empfunden werden. Auch gilt Schreien und Kreischen fast immer als „böse“. Ihre Umwelt kann nicht unterscheiden, ob die kleine Kakadu-Dramaqueen Tracks ihrer Heavy Metall-Lieblingsband lautstark mit“singt“ oder ängstliches Verhalten an den Tag legt.
Selten werden Sie den ehrlichenKommentar „Der Vogel ist mir zu laut“ hören; seien Sie eher gefasst auf Kommentare wie „Wie können Sie nur einen Papagei halten?! Diese Tiere gehören doch in den Regenwald!“.
Für die Haltung von (lauteren) exotischen Heimtieren – oder "Wildtieren" wie es rechtlich in Österreich so schön heißt – brauchen Sie manchmal ein dickes Fell.
Natürlich werden Sie mit dem Umgang Ihres Tieres schnell vertraut sein. Aber was, wenn Sie für einige Zeit das Tier in fremde Obhut geben müssen, weil Sie in den Urlaub fahren oder ins Krankenhaus müssen?
Sie wären manchmal überrascht, wie schwer es sein kann einen Nachbarn zu überzeugen den Wellensittichen „nur ein paar Körner reinzuwerfen und das Tränkwasser zu wechseln“. Da sprechen wir dann noch gar nicht von einer angemessenen Überwachung der Tiere...
Suchen Sie also immer einige Zeit vor dem geplanten Urlaub einen guten Pet-Sitter. Überlegen Sie auch, wem Sie das Tier "im Notfall" (also wenn die Urlaubsbetreuung ausfällt) anvertrauen können.
Haben Sie (kleine) Kinder, dann müssen Sie sich darauf einstellen, dass diese mit dem Tier „spielen“ möchten.
Bei vielen Heimtierarten (Wellensittich, Landschildkröte, Bartagame, Kaninchen, Meerschweinchen, …) sind Interaktionen zwischen Kind & Tier unter elterlicher Aufsicht gut möglich.
Wenn Sie sich dem Wunsch Ihrer Kinder nach einem Haustier beugen, so sitzen Sie nicht dem (weitverbreiteten) Irrglauben auf, dass Kinder „ihr“ Meerschweinchen / Kaninchen oder „ihre“ Bartagame / Schildkröte grundsätzlich als Meerschweinchen / Kaninchen / Bartagame / Schildkröte sehen.
Für Kinder ist das Haustier ein Kumpel! Unabhängig davon was Ihren lieben Kleinen an Aktivitäten gerade in den Sinn kommt: der Kumpel macht diese (aus Sicht der Kinder) sicher gerne und mit wahrem Enthusiasmus mit…
..oder halt auch nicht…
…so enden Schokoladen-Esswettbewerbe fatal für Kaninchen; Meerschweinchen sind kein Puppenersatz und mögen keine Babyklamotten; Landschildkröten kennen den Unterschied zwischen (roten) Kunststoffteilchen (Lego!) und (rotem) Futter nicht und kein Wellensittich - auf ein Auto der Carrera Rennbahn gesetzt- findet Wettrennen mit Looping spannend.
Beaufsichtigen Sie Interaktionen von Kindern mit Tieren! Sprechen Sie mit Ihren Kindern über die Bedürfnisse der Tiere! Stellen Sie klar, dass Tiere Tiere sind!
Auch wenn alle Ihre Haustiere Sie lieben, muss das nicht bedeuten, dass die Tiere untereinander miteinander auskommen.
Leben Hunde & Katzen mit kleinen Heimtieren (Wellensittiche, Schildkröten, Mäusen, etc.) zusammen, so geht es primär nicht unbedingt um die Frage wer in Ihrem Bett schlafen darf, oder auf dem Schoß sitzen. Nein. Hier geht es darum, kleinere Heimtiere (Wellensittich & Co.) so vor Beutegreifern (Hunde! Katzen!) zu schützten, dass Unfälle vermieden werden.
Ein Unfall-„Klassiker“ (Hund vs. Landschildkröte) ist das Bekauen des Schildkrötenpanzerns durch den Hund.
Für die medizinische Versorgung überlebender Landschildkröten stehen oftmals höhere Tierarzt-Kosten an.
Zuletzt sollten Sie überlegen, was aus Tieren werden soll, die auch nach mehreren Anläufen nicht in die Familie integriert werden können. Da die Rückgabe des Tieres fast immer ausgeschlossen ist, bedeutet dies für Sie (als verantwortungsbewusster Halter) ein geeignetes neues Zuhause suchen zu müssen.
Nennen Sie mind. 3 Gründe, die für die Anschaffung sprechen & stellen Sie diese Ihren bisherigen Überlegungen gegenüber!
1.
2.
3.
Seien Sie ehrlich zu sich selbst. Sich gegen ein Tier zu entscheiden ist keine Schande; ein Tier nicht angemessen versorgen zu können hingegen schon.
Ja, nachdem ich alle bisherigen Überlegungen zusammengefasst habe, komme ich zu dem Schluss, dass die von mir gewählte Art meine Bedürfnisse an ein Heimtier erfüllt.
Ja, ich bin gleichfalls gewillt und in der (finanziellen) Lage für dieses Mitgeschöpf so zu sorgen, dass ihm ein langes & erfülltes Leben in meiner Obhut bevorsteht (Gute Tierhalter sehen ihre Tiere als Mitgeschöpfe!).
Dann dürfen Sie & Ihr/e Tier/e sich auf die Zeit vor Ihnen freuen!
Zu guter Letzt noch so viel:
Die wohlüberlegte Anschaffung und gute Haltung eines Tieres ist oft mit einem positiven Effekt auf die Psyche eines Menschen verbunden, denn...
...sowohl Einfühlungsvermögen als auch Verantwortungsbewusstsein werden durch einen liebevollen und freundschaftlichen Umgang mit Tieren gefördert;
... das Wesen von guten Tierhaltern wird von ihrer Umwelt zumeist als angenehm und ausgeglichen empfunden.
Feel good because you care!
Ihre "Frau Doktor"
Die im Artikel verwendeten Bezeichnungen für das männliche Geschlecht gelten gleichermaßen für das weibliche.